Braucht es Mut, den Tod zu überwinden? 

Es ist Ostern. Und jedes Osterfest will ich dieses Mysterium neu begreifen. Denn was taugt die blosse Nacherzählung eines Mythos für echte Transformation? 

Was also bedeutet es, den Tod zu überwinden? Und ich meine den Tod, der uns im Leben widerfährt! Was braucht es, das zu lange Gelebte, Geglaubte, Gewusste, Aufgehobene, das Alte hinter sich zu lassen, um etwas Neues hervorzubringen? 

Die Symbolik der tradierten Geschichte erzählt, dass dieser Prozess durchs Dunkel, durch eine Höhle oder ein Grab führt, einen Raum also, in dem alle Orientierung verloren geht. Die Dauer dieses Durchgangs ist unbestimmt, nur eines ist gewiss: Das Bisherige verliert hier seine Gültigkeit. 

Die wichtigste Voraussetzung, um das Tote, das Ausgediente zu überwinden, ist: Der Auflösung nichts mehr entgegen setzen, im Zittern der Angst sein, ihren bedrohlichen Würgegriff spüren, atmen, weiter gehen. In diesem Moment schierer Zerlegung all dessen, was mir Halt gab, ist zugleich etwas unglaublich Kostbares hineingraviert. Er ist aller intimste Begegnung mit mir selbst. Ja, mein ganzes Gewordensein steht auf dem Spiel; und in seinem Loslassen trete ich gleichsam essentieller, gottquellenverbundener hervor. 

Erinnerst Du Dich am Augenblicke, in denen Du Dich für den Mut entschieden hast? Erinnerst Du Dich an dieses eigentümliche Licht, das da aus Deinen Poren trat? Wie Du Dich klarer, frischer, stärker fühltest, ein bisschen neu geboren?

Nicht für den Neubeginn braucht es Mut, zumindest nicht den großen, den entscheidenden. Es braucht ihn für das Gehenlassen des Vertrauten. Auferstehung fragt nach Deiner Angst, nach dieser fast heroischen Bereitschaft sie zu fühlen, zellulär, offenporig, im Auge des Orkans Deiner gesamten vergangenen Erfahrungen. 

Mut sammeln ist also erstmal ein Erforschen jener Stellen, an denen Du automatisch zurück schreckst, ohne dass Du es mitbekommst. Mut haben heißt die Bögen wahrnehmen, die Du machst, wo Du ausweichst oder weg schaust. Und dann stehen bleiben, die Strecke noch mal gehen, den Zirkelschlag kleiner machen, aufkommende Empfindungen und Reaktionen Deines Nervensystems fühlen, wieder stehen bleiben, weiter atmen. Mut entwickeln ist das langsame Zurückgehen durch alle geologisch-biographischen Schichten Deiner Angst. Das können viele sein, das braucht Zeit. 

Zugleich ist Angst fühlen lernen die größte Liebeserklärung, die Du Deinem Sein machen kannst. Denn es wartet darauf, dass Du es langsam von den auferlegten Fesseln, ehemals überlebenswichtig, heute behindernd, befreist. 

Dein Sein ist gekommen, um zu tanzen. 

 

Am 26. April um 16 Uhr gibt es in Ottersberg eine Workshop zum Thema Mut.

Mutworkshop 26.4.

Vom 4.-9. August findet in Wilstedt ein Gefühlscamp für junge Frauen statt.

Vom 29.8.-31.8. Wochenendtraing zu Mut, Wut, Angst.